Ist die Berufsunfähigkeitsversicherung in Zukunft noch bezahlbar?
Ob die Berufsunfähigkeitsversicherung in Zukunft noch bezahlbar ist, ist abhängig vom Beruf. Der aktuelle Preiswettbewerb erreicht längst nicht jeden Erwerbstätigen, sondern nur eine Minderheit.
Die Grafik verdeutlicht die unterschiedliche Beitragsentwicklung in Abhängigkeit des versicherten Berufs. Jeweils 30jährig, 1000 Euro monatliche BU-Rente bis Alter 65 Jahre. Hierbei wird die Berufsspreizung deutlich: Der Neugeschäftsbeitrag für Kaufleute ist durch die stärkere Berufsdifferenzierung gesunken, für Elektriker wurde es hingegen teurer.
Rechter Teil der Grafik: Nur 24,5 Prozent der Haushalte haben in Deutschland eine der wichtigsten Absicherung, eine BU-/EU-Versicherung. Linker Teil der Grafik: durch die Berufsdifferenzierung ist nur noch rund ein Drittel der häufigsten Berufsbilder mit dem Top-BU-Schutz erreichbar. Das große Potential der Nichtversicherten können Versicherer und Makler demnach in erster Linie durch sinnvolle alternative Produkte zur Arbeitskraftsicherung erschließen.
BU-Preiswettbewerb beispielsweise ausschließlich Nachteile mit sich. Günstig war die BU hier noch nie, aber die immer kleinteiligere Berufseingruppierung der letzten Jahre macht die BU-Verträge an dieser Stelle nun praktisch unbezahlbar. Ganz anders sieht das bei den kaufmännischen und akademischen Berufen aus, stabile oder sinkende Beiträge sind der Regelfall. In diesem Zusammenhang taucht deshalb häufig die Frage auf, ob diese „Systematik“ denn wohl überlegt sei, da doch die Psyche als BU-Ursache insbesondere in den kaufmännischen Berufen deutlich zugenommen habe. Bei körperlich Tätigen spiele die Psyche als Leistungsauslöser hingegen doch nur eine nachrangige Rolle.
Die Versicherer äußern sich widersprüchlich: Die einen bestätigen eine Zunahme von Leistungsfällen durch psychische Erkrankungen und damit Auswirkungen auf die Kalkulation bei kaufmännischen Berufen. Andere Unternehmen sehen keine Steigerung der Fallzahlen, sondern nur eine Umdeklaration: Wo früher beispielsweise „Rücken“ als Ursache genannt wurde, steht heute „Psyche“. Damals hat man noch mangels gesellschaftlicher Anerkennung die Psyche nicht erwähnt, das Problem sei aber bereits schon immer in der heutigen Größenordnung vorhanden gewesen.
Viele Versicherer möchten die Diskussion über zukünftigen Anpassungsbedarf der Prämien ungern führen. Maklern und Beratern stiftet sie zunächst einmal auch keinen Nutzen, doch sie gibt immerhin Aufschluss über die Anbieter: Versicherer die sich scheuen die Problematik anzugehen sind als Partner in einem Geschäftsfeld, bei dem langfristige Verträge geschlossen werden, eher nicht geeignet.
Losgelöst von dieser Diskussion gibt es aber akuten Handlungsbedarf: denn besonders für Erwerbstätige mit höheren beruflichen Risiken ist der Schutz der Arbeitskraft enorm wichtig. Makler sollten sich daher mit bezahlbaren Absicherungsmöglichkeiten auseinander setzen.
Bezahlbarer Versicherungsschutz „unterhalb“ der Berufsunfähigkeitsversicherung wird beispielsweise als „abgespeckter Versicherungsschutz“ verstanden und oft gar nicht erst in Betracht gezogen. Im Falle schwerer gesundheitlicher Beeinträchtigung ist dieser aber durchaus sinnvoll. Allein mit dem mickrigen gesetzlichen Schutz ist jedenfalls niemanden geholfen.
Fazit: Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: wir haben nach wie vor rund 75 Prozent Nicht-Versicherte. Es geht also nicht um Alternativen zur BU, sondern vorrangig um Alternativen zum Nicht-Versichert-Sein. Hier sind Makler und Versicherer gefragt, sinnvolle Produkte und Beratungsstrategien zu entwickeln.
Kommentare
Sie haben vollkommen Recht…
Sie haben vollkommen Recht. Falsche Angaben zum Beruf sind ebenso eine Anzeigepflichtverletzung, wie falsche Gesundheitsangaben. Das ist offensichtlich nicht allen bewusst, den Verbrauchern sicher am wenigsten.
Der unabhängige Berater und Vermittler bringt hier klare Vorteile für den Verbraucher.
Dem kann ich nur zustimmen…
Dem kann ich nur zustimmen. Denn sich im Falle einer Berufsunfähigkeit nur auf die Erwerbsminderungsrente zu verlassen, reicht nicht aus um seinen Alltag finanziell zu meistern. Deswegen ist es wichtig sich frühzeitig um eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu kümmern, denn je früher wir damit anfangen, desto größer sind die Chancen bei einer Versicherung angenommen zu werden, weil gegebenenfalls noch keine gravierenden Vorerkrankungen bestehen. Auch hinsichtlich der verschiedenen Berufsgruppen gibt es Unterschiede. Während Menschen in kaufmännischen Berufen sehr leicht in eine Berufsunfähigkeitsversicherung gelangen, müssen handwerklich Berufstätige, die, die es eigentlich von allen Berufssparten am Nötigsten hätten, aufgrund ihres Berufsrisikos darum bangen überhaupt von einem Versicherer angenommen zu werden. Und wenn sie angenommen werden dann nur zu einem sehr teuren Tarif. Meines Erachtens sollten die Versicherungen alle Berufszweige in ihre Versicherung aufnehmen, denn ein Arbeitnehmer kann nichts dafür, dass sein Job mit einem derartigen Risiko behaftet ist. Er kann doch nicht auf einmal einen anderen Beruf erlernen, weil sein derzeitiger zu gefährlich ist um in die Berufsunfähigkeitsversicherung aufgenommen zu werden. Ferner schließt nicht jede Versicherung eine Berufsunfähigkeit bis zum Eintreten des Rentenalters ab, sondern vielmehr enden diese Verträge schon vor Eintritt der Rente. Bei der Entscheidung für eine Berufsunfähigkeitsversicherung sollte man sich detailliert über die verschiedenen Versicherer und ihre Tarife informieren und dabei einen Vergleich anstellen, damit man den Versicherer konsultieren kann, der einen bis zum Eintreten des Rentenalters, unter Angabe des jeweiligen Berufes versichert. Ganz gleich für welchen Versicherer wir uns im Nachhinein entscheiden, eine Berufsunfähigkeit macht immer Sinn auch wenn diese in einigen Sparten sehr teuer erscheint. Es ist sehr viel wichtiger im Notfall bei Berufsunfähigkeit abgesichert zu sein.
Guten Morgen,…
Guten Morgen,
eine merkwürdige Sache ist die Klassifizierung von Berufen.
Wenn man bei Direktversicherern online einen BU-Rechner anwirft, so muss man seinen Beruf angeben.
Nicht alle Berufe sind im System hinterlegt, so ist es u. U. erforderlich, einen nahestehenden Beruf zu wählen.
Wenn man die Angabe „Büroangestellter“ macht, so muss man weit mehr als doppelt so hohe Beiträge zahlen wie als „Diplom-Kaufmann“, obwohl beides für die eigene berufliche Situation zutreffend ist. Es ist also zum empfehlen, sich von Experten unabhängig beraten zu lassen, da hier vielerlei Stolperfallen lauern.
Ich bin gespannt, wie sich der Markt 2014 entwickelt.
Mit freundlichem Gruß,
Britta Pietschmann