Durchschnittliche Verwaltungskostenquote der Lebensversicherer steigt
Die Verwaltungskostenquote ist eine wichtige Kennzahl in der Lebensversicherung. Sie ist heute niedriger als in früheren Jahren, doch steigt sie seit rund fünf Jahren branchendurchschnittlich wieder an. Manchen Lebensversicherern gelang es aber auch 2023 wieder, sie zu senken.
Was sagt die Verwaltungskostenquote aus?
Die Verwaltungskostenquote gibt Aufschluss darüber, wie effizient ein Lebensversicherer seine Versicherungsverträge verwaltet. Sie zeigt unter anderem, wie viel Geld für Aufgaben wie Beitragsverbuchungen, Änderungen von Adressen und Bankverbindungen ausgegeben wird. Diese Quote wird im Verhältnis zu den gebuchten Bruttobeitragseinnahmen des Versicherers gemessen und fließt als wichtige Kennzahl in das Bilanzrating des map-reports von Franke und Bornberg ein.
Angesichts der breiten Kostendiskussion in der Lebensversicherungsbranche rücken Verwaltungskosten zunehmend in den Fokus - neben den Vertriebskosten. Versicherer investieren seit Jahren in die Optimierung ihrer Prozesse, um ihre Verwaltungskosten zu senken. Obwohl dies zeitweise erfolgreich war, steigt die branchendurchschnittliche Verwaltungskostenquote in den letzten Jahren wieder an – ein Trend, der unter anderem auch durch den Rückgang der Bruttobeitragseinnahmen als Bezugsgröße bedingt ist.
Die große Herausforderung für die Unternehmen besteht darin, auf der einen Seite Kosten zu senken, auf der anderen Seite aber den Service und damit die Zufriedenheit für Kunden und Vermittler nicht zu gefährden. Immer noch zeigen Service-Tests, dass Kunden lange auf Antworten auf E-Mails warten oder in endlosen Warteschleifen hängen bleiben. Ein konsequenter Ausbau der Digitalisierung unter Einbeziehung von KI kann hier die Lösung sein, um zukünftig den Kunden über alle Kontaktwege hinweg und optimal vernetzt ein echtes Serviceerlebnis anzubieten. Auf lange Sicht lohnen sich hierfür dann auch entsprechende Investitionen, verbunden mit kurzfristig steigenden Kostenquoten.
Worauf gilt es zu achten?
Die Verwaltungskostenquote eines Lebensversicherers ist wie beschrieben ein wichtiger Indikator für die Effizienz des Unternehmens. Sie umfasst jedoch nur die Kosten für die betriebliche Verwaltung. Abschlusskosten samt Provisionszahlungen an den Vertrieb sowie Ausgaben für Kapitalanlagen und Schadenregulierung werden separat erfasst. Die Höhe der Verwaltungskostenquote ist zudem von verschiedenen Faktoren abhängig, wie der Bestandsstruktur und dem Alter des Unternehmens. So führt ein hoher Anteil an Risikoversicherungen mit vergleichsweise niedrigem Beitragsniveau oft zu einer höheren Quote, während ein Bestand mit beitragsintensiven Einzel-Kapitalversicherungen tendenziell eine niedrigere Quote aufweist.
Diese Unterschiede verdeutlichen, warum sich die Verwaltungskostenquote von Lebensversicherern in verschiedene Richtungen entwickelt. Größere Anbieter können zudem beispielsweise Skaleneffekte nutzen und damit Verwaltungskosten senken. Digitale Vertriebswege wiederum verursachen nicht nur niedrigere Abschlusskosten, sondern tendenziell auch niedrigere Verwaltungskosten.
Wie stellt sich Verwaltungskostenquote aktuell dar?
Im Jahr 2023 lag die Verwaltungskostenquote der Lebensversicherungsbranche bei 2,46%, im Vergleich zu 2,34% im Jahr 2022. Die niedrigste Quote 2023 konnte Europa, der Direktversicherer im Continentale Versicherungsverbund, mit 0,79% erzielen. Mit der Cosmos folgt auf Rang zwei ein weiterer Anbieter mit Direktvertrieb. Nicht verstecken müssen sich Allianz und R+V, die von Größenvorteilen und damit verbundenen Skaleneffekten profitieren können. Am anderen Ende der Skala steht die Targo mit einer Quote von 11,29%, die im Vergleich zum Vorjahr jedoch eine Verbesserung von 0,6 Prozentpunkten bzw. 5,09% zeigt.
Die Signal Iduna AG erzielte 2023 als Neugründung im Konzern erwartbar schnelle Fortschritte und senkte ihre Verwaltungskostenquote um 43,04% auf 4,71 %. Zusammen mit der Süddeutschen (kein Neugeschäft) und der Provinzial NordWest (mittlerweile fusioniert) gehörte sie zu den drei Gesellschaften, die ihre Quote am stärksten reduzieren konnten.
Die ÖSA verzeichnete den größten Anstieg bei der Verwaltungskostenquote, die um 51,23% stieg. Mit einer Quote von 2,22% liegt sie jedoch noch unter dem Branchendurchschnitt. Hier ist ein starker Rückgang der Beitragseinnahme als Bezugsgröße ausschlaggebend. Auch die SV Sachsen und die Neue Leben mussten signifikante Erhöhungen ihrer Verwaltungskostenquote hinnehmen.
Was noch?
Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) hat mehrfach betont, dass bei der Diskussion um die Stabilisierung der Lebensversicherungen nicht nur die Abschlussprovisionen der Vermittler im Fokus stehen sollten. Stattdessen regt der BVK an, die Verwaltungskosten der Versicherungsunternehmen selbst genauer zu betrachten. Auch die Aufsichtsbehörde BaFin betont regelmäßig die Notwendigkeit für Versicherer, ihre Kostenstrukturen zu überprüfen.
Während einige Versicherer ihre Quote also im Jahr 2023 erfolgreich senken konnten, kämpfen andere mit steigenden Verwaltungsausgaben. Die Gründe für Erhöhungen und Senkungen sind wie anfangs kurz beschrieben vielfältig. Neben den anderen Kostenarten werden Verwaltungskosten aber auch in den folgenden Jahren ein zentrales Thema der Lebensversicherungsbranche bleiben.
Zum Hintergrund
Der „map-report 936“, Jahrgang 2024, erschienen im November 2024, zeigt die wichtigsten Daten von 78 Lebensversicherern zum Neugeschäft, Bestand, sowie zur Kosten- und Ertragslage sowie in einer ausführlichen Kennzahlenanalyse die Gewinner und Verlierer des Geschäftsjahres 2023.
Eine der bewerteten Kennzahlen ist die Verwaltungskostenquote, die diesem Blog beschrieben wurde. Im „Gesamt-Bilanzrating deutscher Lebensversicherer“ wurden die LV 1871, uniVersa und die Allianz Leben für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Weitere Informationen dazu gibt es hier: map-report Nr. 936: Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2023 | Franke und Bornberg
Der map-report kann im pdf-Format kostenpflichtig bestellt werden. Weitere Informationen finden sich hier: map-report | Franke und Bornberg