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Stornoquoten der Lebensversicherer: stabil trotz Krisen, aber hohe Spreizung

Die Stornoquote ist ein wesentlicher Indikator für die Qualität und Stabilität eines Lebensversicherers. Die Krisen der vergangenen Jahre hatten bisher keine signifikanten Auswirkungen auf die Stornoquoten. Zuletzt stieg sie zwar leicht an, blieb aber im üblichen Schwankungsbereich. Dennoch gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern.

Worum geht es?

Der map-report aus dem Hause Franke und Bornberg beschäftigt sich jährlich mit den wichtigsten Bilanzkennzahlen der Lebensversicherer und rückt neben anderen wichtigen Bewertungskriterien auch die Stornoquote in den Fokus.

Die Stornoquote eines Lebensversicherers gibt an, wie viele Verträge, gemessen am Gesamtbestand, vorzeitig gekündigt werden. Hohe Stornoquoten werden grundsätzlich negativ gewertet. „Die Storno-Entwicklung bei den Lebensversicherern ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen, sie liegt aber im Rahmen der üblichen Schwankungen, zumal im Vorjahr ein Tiefststand erreicht wurde“, kommentiert Analyst Reinhard Klages. Allerdings finden sich im Vergleich der Anbieter große Unterschiede bei der Quotenhöhe.

Warum ist das wichtig?

Eine hohe Stornoquote belastet den jeweils betroffenen Versicherer. Mit jeder Kündigung endet der Zufluss von Beiträgen aus dem betroffenen Vertrag und zugleich müssen Versicherer Rückkaufswerte auszahlen, was sich auf die Liquidität des Unternehmens auswirkt. Versicherer mit stabilen Beständen können grundsätzlich ihre Finanzreserven effizienter managen. Zudem lässt sich an der Kennzahl ablesen, inwieweit die Vertriebsstrategie des Versicherers langfristig angelegt ist. Eine langfristige Strategie ist gerade bei Verträgen zur Altersversorgung wünschenswert.

Im Rahmen der Wohlverhaltensaufsicht nimmt auch die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) die Stornoquoten intensiv unter die Lupe. Dort wo viele Stornierungen stattfinden, so die Vermutung der Aufsicht, werden Produkte außerhalb des definierten Zielmarkts vermittelt. Der Begriff Zielmarkt bezieht sich auf die Gruppe von Kunden, für die ein bestimmtes Versicherungsprodukt entwickelt wurde und am besten geeignet ist. Die BaFin stellt damit den Kundennutzen der vermittelten Versicherungsprodukte in Frage.

Allerdings können auch externe Faktoren auf die Quote einwirken. Zum Beispiel können finanzielle Engpässe der Kunden aufgrund schlechter Konjunktur oder aufgrund dauerhafter Krisen zur Kündigung der Lebensversicherung führen. Jedoch haben auch die großen Krisen der vergangenen Jahre nicht zu übermäßigen Stornierungen geführt, was für die Spardisziplin der Deutschen spricht.

Wie genau haben sich die Stornoquoten in Leben entwickelt?

Die Stornoquoten sind trotz allgegenwärtiger Krisen und globaler Unsicherheiten noch immer niedrig und liegen im gesamten Leben-Bestand mit 2,55% in etwa auf Vorjahresniveau von 2,51%.

Die niedrigste Stornoquote weist die Delta Direkt mit 0,64% aus. Die Delta Direkt ist eine 100%ige Tochter der LV 1871 und auf Risikolebensversicherungen spezialisiert. Es folgen die WGV mit einer Stornoquote von 0,76% sowie die Europa und Entis mit jeweils 0,92%. Schlusslicht bildet die Targo Lebensversicherung mit einer Quote von 8,98%. Die Stornoquote des Marktführers Allianz Leben liegt bei 1,5% und damit minimal über der vom Vorjahr.

Der map-report gliedert im Weiteren auf, wie hoch die Stornoquote der einzelnen Versicherer in den Produktkategorien Kapitalbildende Lebensversicherung (KLV), Risikolebensversicherung, Rentenversicherung und sonstige Lebensversicherungen ist.

In der KLV lag das Storno, berechnet auf die Anzahl der Verträge mit 1,80% geringfügig über dem Vorjahresniveau von 1,73%. Beachtenswert ist die Verbesserung bei Zurich Deutschland und Dialog, die ihre Storni deutlich senken konnten und mit 0,24% und 0,6% die niedrigsten Quoten aufweisen können. Die Targo liegt auch hier ganz hinten mit 11,6%.

Die höchste Stornoquote mit 3,39% (Vorjahr: 3,40%) verzeichneten jedoch die „sonstigen Lebensversicherungen“, worunter auch die fondsgebundenen Verträge fallen, gefolgt von Risiko-Lebensversicherungen mit 2,98% (Vorjahr: 2,86%).

Wie hat sich die Stornoquote bei den Rentenverträgen entwickelt?

Aufgrund der Langfristigkeit von Rentenversicherungen und ihrer Bedeutung für die Altersversorgung, ist die Stornoquote hier von besonderem Interesse. Wobei in dieser Rubrik u.a. auch Pflegerenten- und Berufsunfähigkeitsversicherungen Berücksichtigung finden. Bei Rentenverträgen stieg 2023 das Storno mit 2,31% marginal über das niedrige Vorjahresniveau von 2,22%. Insofern gibt es auch hier keine großen Sprünge. Auffallend ist die negative Veränderung bei der Cosmos, die 2023 vermehrt Stornos in Kauf nehmen musste. So rutschte sie ans Ende der Rangliste und ließ nur noch die Dortmunder und die Targo hinter sich, wobei die Dortmunder keine Verträge im Rahmen der Altersvorsorge anbietet. Am besten schnitten Europa, Entis, WGV, Victoria und Athora ab. Drei davon sind allerdings Run-Off-Versicherer.

Bei den Kollektiv-Versicherungen, zu denen unter anderem die betriebliche Altersversorgung gehört, fiel die Kennzahl von 2,47% im Vorjahr auf 2,33% in 2023. Hier gehen die Stornoquoten bei Cosmos und Ideal fast gegen Null. Bei myLife am anderen Ende liegt sie bei 13,09%, wobei hier auch jeweils die besonderen Geschäftsmodelle der Versicherer zu beachten sind.

Wie hat sich die Stornoquote bei den sonstigen Lebensversicherungen entwickelt?

Wie oben schon erwähnt liegen bei den „sonstigen Lebensversicherungen“ die Stornoquoten am höchsten. In diese Rubrik fällt gemäß den Geschäftsberichten der Versicherer u.a. auch die wichtige Produktgruppe der fondsgebundenen Rentenversicherungen. Im Durchschnitt liegt die Quote bei 3,39% (Vorjahr: 3,4%). Mit Abstand die niedrigste Stornoquote bei den „sonstigen Verträgen“ hat die WGV mit 0,71%, gefolgt von der BY die Bayerische Vorsorge und der Europa. Die Barmenia liegt hier am anderen Ende mit 14,12% deutlich höher. Die Allianz findet sich auf Platz 13 und liegt bei 2,22%.

Welche Bedeutung sollten Versicherungsmakler der Stornoquote beimessen?

Versicherungsmakler sollten sich neben anderen Kennzahlen auch die Stornoquote eines Versicherers ansehen, da sie sowohl die Stabilität als auch die Kundenorientierung eines Versicherers widerspiegelt. Eine niedrige Stornoquote hebt nicht zuletzt auch das Image des Versicherers. Alles in allem unterstützt die Kennzahl - neben anderen - Versicherungsmakler dabei, eine fundierte Entscheidung für die Produktempfehlung zu treffen.

Zum Hintergrund

Der „map-report 936“, Jahrgang 2024, erschienen im November 2024, zeigt die wichtigsten Daten von 78 Lebensversicherern zum Neugeschäft, Bestand, sowie zur Kosten- und Ertragslage sowie in einer ausführlichen Kennzahlenanalyse die Gewinner und Verlierer des Geschäftsjahres 2023.

Eine der bewerteten Kennzahlen ist die Stornoquote, die diesem Blog beschrieben wurde. Im „Gesamt-Bilanzrating deutscher Lebensversicherer“ wurden die LV 1871, uniVersa und die Allianz Leben für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Weitere Informationen dazu gibt es hier: map-report Nr. 936: Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2023 | Franke und Bornberg

Der map-report kann im pdf-Format kostenpflichtig bestellt werden. Weitere Informationen finden sich hier: map-report | Franke und Bornberg

Reinhard Klages

Reinhard Klages, map-report
Analyse
map-report

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