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Abschlusskostenquoten in der PKV 2023: Deutlicher Anstieg und starke Unterschiede

Die Abschlusskostenquote privater Krankenversicherer (PKV) ist eine zentrale Kennzahl, die Aufschluss darüber gibt, wie viel Prozent der Beiträge für Abschlusskosten wie Provisionen und Vertriebsaufwendungen verwendet werden, bevor diese in Versicherungsleistungen oder den Aufbau von Alterungsrückstellungen fließen. Laut dem aktuellen map-report ist die Quote 2023 im Branchendurchschnitt um knapp 8 % gestiegen. Doch was bedeutet das konkret für die Versicherungsbranche und die Versicherten?

Was ist die Abschlusskostenquote?

Die Abschlusskostenquote misst den Anteil der Beiträge, der zur Deckung von Abschlusskosten verwendet wird. Sie zeigt, wie stark ein Versicherer in Vertrieb und Neugeschäft investiert. Eine hohe Quote bedeutet, dass ein größerer Anteil der eingezahlten Beiträge für Kosten wie Vermittlerprovisionen und Marketing verwendet wird, bevor diese für die eigentlichen Versicherungsleistungen und Alterungsrückstellungen zur Verfügung stehen.
Im Rahmen des „Bilanzratings der Privaten Krankenversicherung“ untersucht der map-report regelmäßig diese Kennzahl und bewertet ihre Entwicklung über längere Zeiträume sowie im Vergleich zum Vorjahr. Die kürzlich veröffentlichte Ausgabe 2024 verdeutlicht, dass die Branche im vergangenen Jahr verstärkt in Wachstum und Vertrieb investiert hat.

Warum sind Abschlusskosten ein zentrales Thema?

Abschlusskosten stehen regelmäßig in der Kritik. Einerseits gelten sie als Belastung für Versicherungsverträge und damit für die Versicherten. Andererseits argumentieren Experten, dass diese Ausgaben notwendig sind, um das Neugeschäft voranzutreiben und die Zukunftsfähigkeit der Versicherer zu sichern.

„Abschlusskosten spiegeln die Investitionen in den Vertrieb wider. Bei Umdeckungen von Verträgen mag die Kritik an hohen Kosten berechtigt sein, doch diese allein zu betrachten, greift zu kurz“, erklärt Reinhard Klages, Chefredakteur des map-report. „Ein aktiver Vertrieb ist essenziell, um neue Verträge zu generieren und den Bestand zu sichern.“

Ein großer Teil der Abschlusskosten entfällt auf Vermittlerprovisionen. Direktversicherer oder Anbieter ohne klassischen Vertrieb weisen oft niedrigere Abschlusskostenquoten auf. Traditionelle Versicherer, die stark auf persönliche Beratung und Kooperationen mit Maklern oder Plattformen setzen, haben hingegen tendenziell höhere Abschlusskosten.

Große Unterschiede bei Abschlusskostenquoten

Die Abschlusskostenquote variiert erheblich zwischen den Anbietern. Ein wesentlicher Faktor ist das Vertriebsmodell. Doch auch die Wachstumsstrategie eines Versicherers spielt eine Rolle:

  • Wachstum und Abschlusskosten: Versicherer, die viele neue Verträge abschließen, erzeugen zunächst steigende Abschlusskosten. Gleichzeitig können diese Kosten auf eine größere Vertragszahl verteilt werden, was die Quote langfristig stabilisiert oder senkt.
  • Rückgang des Neugeschäfts: Bleibt der Zustrom neuer Verträge aus oder schrumpft der Bestand, können Abschlusskosten nicht effizient verteilt werden. Das treibt die Quote in die Höhe.

Wer sind die Spitzenreiter und Schlusslichter?

Die Branche verzeichnete 2023 Abschlusskosten in Höhe von 3,38 Mrd. Euro – ein Anstieg von 11,2 % im Vergleich zu 2022 (3,04 Mrd. Euro). Die durchschnittliche Abschlusskostenquote erhöhte sich von 6,48 % auf 6,99 %. Dieser Anstieg deutet auf verstärkte Investitionen in Vertrieb und Marketing hin.

Die niedrigsten Abschlusskostenquoten 2023:

  1. FAMK (INTER): 1,22 % (-33,50 % im Vergleich zum Vorjahr).
    Besondere Umstände: Nach finanziellen Problemen erfolgte eine Fusion mit der INTER.
  2. Landeskrankenhilfe: 1,30 %.
  3. HUK-Coburg: 3,27 %.
  4. Debeka: 4,02 %. Der größte Anbieter nach Beitragseinnahmen.

Die höchsten Abschlusskostenquoten 2023:

  • ERGO und ARAG: Jeweils über 19 %.
  • Interessant: Die ARAG konnte die höchsten Beitragseinnahmenzuwächse verbuchen, was den Anstieg ihrer Abschlusskostenquote (+2,22 Prozentpunkte) teilweise erklärt.
  • Auch HanseMerkur und Concordia gehören mit relativ hohen Abschlusskostenquoten zu den Gewinnern bei den Beitragseinnahmen.

Größte Veränderungen:

  • Die Hallesche verzeichnete mit +2,39 Prozentpunkten den stärksten Anstieg.
  • Die ERGO reduzierte ihre Abschlusskostenquote leicht und konnte im Bereich Zusatzversicherungen punkten.

Welche Bedeutung hat die Abschlusskostenquote?

Die Abschlusskostenquote ist ein wichtiger Indikator für die Effizienz, die Wachstumsstrategie und den Vertriebsfokus eines Versicherers. Sie allein reicht jedoch nicht aus, um die Qualität eines Unternehmens zu bewerten. Versicherungsmakler und Kunden sollten die Quote immer im Zusammenhang mit anderen Faktoren betrachten, wie zum Beispiel:

  • Bestands- und Neugeschäftsentwicklung: Ein gesundes Wachstum stabilisiert langfristig die Abschlusskostenquote.
  • Servicequalität: Versicherer mit hohem Servicefokus und persönlicher Beratung könnten höhere Abschlusskosten haben, die jedoch durch zufriedene Kunden ausgeglichen werden.

Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Abschlusskosten und Wachstum ist entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität eines Versicherers. Der Blick auf die Abschlusskostenquote bleibt somit ein unverzichtbarer Bestandteil der PKV-Analyse.

Zum Hintergrund

Dieser Beitrag gibt Ihnen einen Überblick über die aktuelle Entwicklung und Bedeutung der Abschlusskostenquote in der PKV. Für weiterführende Informationen empfehlen wir den „map-report 935“.

Der „map-report 935“, Jahrgang 2024, erschienen im September 2024, zeigt die wichtigsten Bilanzkennzahlen von 37 Krankenversicherern der vergangenen Jahre sowie weitere Daten etwa zur Ertragslage und zu Marktanteilen des Geschäftsjahres 2023.
Eine der bewerteten Kennzahlen ist die Abschlusskostenquote, die in diesem Blog beschrieben wurde. Im gesamten „Bilanzrating Privater Krankenversicherer“ wurden die LVM, uniVersa, Alte Oldenburger, SIGNAL IDUNA und VHG Provinzial mit der höchsten Bewertungskategorie „mmm+“ für hervorragende Leistungen ausgezeichnet. Weitere Informationen dazu gibt es in dieser Pressemitteilung.

Der map-report kann im pdf-Format kostenpflichtig bestellt werden. Weitere Informationen finden sich hier: map-report | Franke und Bornberg

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