Versicherung und ChatGPT – KV, Studierende und junge Leute
Wie gut kennt sich ChatGPT beim Thema Versicherung aus? Der erste Teil unserer kleinen Reihe zum Thema ChatGPT mit dem Schwerpunkt auf Arbeitskraftabsicherung kam zu gemischten Ergebnissen. In diesem Beitrag testen wir Fragen zu Krankenzusatzversicherung, Studierenden und jungen Leuten und überprüfen, ob die Antwortqualität der KI hier konsistenter bleibt.
Wie informiert ChatGPT zu Krankenzusatzversicherungen?
ChatGPT liefert hier einige sehr irreführende und sogar widersprüchliche Antworten. Zuerst erklärt die KI, bei wenig Zahnproblemen sei keine Zahnzusatzversicherung nötig, nur um dann im nächsten Satz dazu zu raten, doch eine „günstige Basisversicherung“ auch bei guter Zahngesundheit abzuschließen. Als reine „Basisversicherung“ ist die gesetzliche Krankenversicherung, die ohnehin jeder bereits hat, aber durchaus ausreichend. Wenn man sich trotzdem für eine Zusatzversicherung entscheidet, sollte dann auch die mögliche Leistung für eine Zahnbehandlung entsprechend hoch sein.
Auch das ist zumindest irreführend. Angeratene oder bereits begonnene Behandlungen und bereits fehlende Zähne sind nämlich in der Regel nicht versicherbar bzw. ausgeschlossen. Zudem gibt es in den ersten Vertragsjahren üblicherweise Leistungsbegrenzungen. Wenn man also "regelmäßig größere zahnmedizinische Eingriffe" benötigt, ist es für den Abschluss einer Zahnzusatzversicherung zu spät.
Umgekehrt wird hier wohl ein Schuh draus: Gerade für den Fall von unvorhergesehenen Behandlungskosten HAT man eine Versicherung! Personen, die sich schon kleinere monatliche Prämien nicht leisten können, sind sicher nicht in der Lage hohe Zahnarztkosten aufzubringen.
Die gleiche Frage beantwortet Bing-ChatGPT so:
Bing-ChatGPT antwortet hier sehr kurz und allgemein und macht daher auch keine größeren Fehler. Wirklich tiefer gehende Informationen gibt es nicht und der beste Rat ist hier dann wohl, „die Bedingungen und Leistungen der verschiedenen Versicherungsangebote (zu) vergleichen, um die beste Option für Ihre Situation zu finden“.
Junge Leute und Studierende – Ein Fall für ChatGPT?
Obwohl die Antwort auf den ersten Blick recht solide wirkt, steckt der Teufel wie so oft im Detail. ChatGPT empfiehlt zur Absicherung von „Unfällen und Krankheiten“ eine „private Krankenversicherung, eine Unfallversicherung und eine Haftpflichtversicherung“. Sowohl eine private Krankenversicherung als auch eine Unfallversicherung halten wir jedoch für nicht sinnvoll und insbesondere für eine private KV dürften vielen jungen Menschen ohnehin die finanziellen Mittel fehlen. Die Haftpflichtversicherung ist zwar sinnvoll, irritiert jedoch im Zusammenhang mit „Unfällen und Krankheit“, da sie selbst verursachte Schäden versichert.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung hingegen, die in der Antwort optional scheint, sollte jede berufstätige Person, die kein Einkommen aus anderen Quellen bezieht, haben.
Außerdem bleibt anzumerken, dass Hinweise auf Versicherungen, wie eine KFZ-Haftpflicht, welche man beim Besitz eines Autos haben sollte oder auf eine Wohngebäudeversicherung, wenn man ein Haus besitzt, fehlen. Bei Auslandsreisen könnte auch eine Auslandsreise KV sinnvoll sein.
Gleiche Frage bei Bing-ChatGPT:
Die Antwort von Bing-ChatGPT überzeugt hier schon eher. Obwohl sie inhaltlich wieder nicht in die Tiefe geht, bietet sie doch einen guten Überblick und eine gelungene Zusammenfassung der Optionen.
Obwohl die Antwort sehr allgemein und damit weniger fehleranfällig gehalten ist, enthält sie eine größere Ungereimtheit. So wird von ChatGPT als Grund für „günstigere Tarife“ das geringe Einkommen von Studierenden ausgemacht. Der Grund für die preiswerten Tarife liegt jedoch nicht in der überschaubaren Finanzkraft der Studierenden, sondern vielmehr an deren Alter und ggf. deren Gesundheitszustand.
Gleiche Frage bei Bing-ChatGPT:
Generell ist diese Antwort der KI als erste Einschätzung recht gut. Es gibt keine Fehler oder groben Falschaussagen zu beanstanden, es fehlt lediglich vielleicht wieder etwas an Tiefe.
Wir haben unsere Testfragen dem klassischen „ChatGPT“ und „Bing mit ChatGPT“ im Februar gestellt. Beide Dienste nutzten zu diesem Zeitpunkt das Sprachmodell GPT- 3, bzw. GPT- 3.5.
Update zur Version GPT-4:
Wie bereits in unserem vorherigen Beitrag, testen wir auch hier noch zusätzlich, wie sich die neueste Version GPT- 4 über Bing bei den Antworten schlägt.
Frage: Brauche ich eine Zahnzusatzversicherung?
Die Antwort von GPT-4 hier ist zwar kurz und knapp, enthält aber die wichtigsten Informationen und liefert einen guten ersten Überblick.
Welche besonderen Bedingungen gelten für Studenten in der Berufsunfähigkeitsversicherung und welches ist der beste Tarif?
Gröbere inhaltliche Schnitzer leistet sich GPT-4 hier zwar nicht, jedoch gibt es einige Ungenauigkeiten zu bemängeln. So bieten Versicherer für Studierende meist keine „speziellen Tarife“, sondern lediglich besondere Klauseln an. Mit den Tarifen die „in der Regel günstiger als die normalen Tarife“ sind, meint die KI wohl Einsteigertarife für junge Leute. Bei diesen ist jedoch zu beachten, dass hier die Prämie zu Beginn zwar niedriger ist, sich im Laufe der Zeit aber erhöht. Häufig bezahlt man über die gesamte Vertragslaufzeit dann mehr als bei normalen Tarifen.
Ebenso kritisch ist der Rat zu bewerten, ein Vergleichsportal zur Klärung aufzusuchen. Diese Internetangebote sind vielleicht für einen ersten Vergleich gut, es sollte zusätzlich aber die fachkundige Beratung eines Experten in Anspruch genommen werden. Auch ein Verweis auf unabhängige Analysehäuser (wie Franke und Bornberg 😊) wäre sinnvoller als der auf ein Vergleichsportal.
Zu guter Letzt stellen wir aber vor allem fest, dass der ganze Text ironischerweise GAR KEINE Antwort auf die eigentliche Frage liefert. Weder werden spezielle Regelungen wie Studenten-Klausel oder Nachversicherungsmöglichkeiten genannt, noch werden Tarife explizit genannt. Die Antwort ist so generisch und allgemein gehalten, dass sie letztendlich eigentlich gar nichts aussagt und somit auch keinen wirklichen Nutzen hat.
Welche Versicherungen sind für junge Leute wichtig und welche nicht wichtig?
Die Antwort ist zwar sehr kurzgehalten, doch es werden zumindest die wirklich relevanten Versicherungen genannt. Einzig ein Hinweis auf unnötige Versicherungen, wie z.B. die Handyversicherung, könnte vielleicht noch ergänzt werden.
Fazit – ChatGPT ist auf einem guten Weg
Im Vergleich zu unserem vorherigen Test zu ChatGPT und Arbeitskraftabsicherung, bietet ChatGPT in dieser Stichprobe schon etwas bessere Antworten. Ganz klar zu beobachten ist hier jedoch, dass Bing mit ChatGPT und insbesondere GPT-4 hier die Nase weit vorn haben. Oft sind die Antworten zwar auch hier etwas oberflächlich, doch größere Schnitzer oder krasse Falschaussagen leistet sich die neue KI fast nicht. Da Entwicklung und breite Nutzung der künstlichen Intelligenz gerade erst am Anfang stehen, werden sich hier vermutlich schon in kürzester Zeit weitere, große Verbesserungsschübe zeigen. Insbesondere die kürzliche vorgestellte Google-AI „Bard“, die bald auch in Deutschland verfügbar ist, wird für Konkurrenzdruck sorgen. Daher wird es beim Thema KI auch zukünftig spannend bleiben und wir bleiben dabei natürlich am Ball.