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Neues Bilanzrating mit Kennzahlen der Lebensversicherung von map-report

Corona! So langsam hat man auch ohne Virus die Nase voll von diesem Thema. Seit nunmehr neun Monaten versetzt das Coronavirus die Welt in einen Ausnahmezustand. Diese neue Situation bringt auch für die Versicherungsbranche etliche Herausforderungen, die bisher nicht einmal abschätzbar sind. Viele Versicherer zeigen sich bislang optimistisch, dass sie die Krise gut überstehen werden und die Kunden nicht im Stich lassen. Auch die Kollegen von Franke und Bornberg sprangen gleich zu Beginn der Pandemie Versicherern und Vermittlern zur Seite, um mit den sogenannten „fb-Vorsorgeretter-Profilen“ kundenfreundliche Vertragsbedingungen transparent zu machen und damit überstürzten Kündigungen vorzubeugen.

Wann der ganze Spuk vorbei sein wird, ist bisher kaum absehbar. Für die Branche ist davon auszugehen, dass diejenigen Versicherer, die jetzt bilanziell solide aufgestellt sind, auch am ehesten gut durch diese außergewöhnliche Situation kommen. Aus diesem Grund haben wir im Rahmen unserer jährlichen Bilanzuntersuchung – wie bereits im Sommer zur Privaten Krankenversicherung – eine Bewertung der Kennzahlen in Form eines Ratings vorgenommen. Ausgewählt haben wir dafür Kennzahlen, die für eine Einordung der Bilanzstärke aus verschiedenen Blickwinkeln heraus geeignet sind. 

Deshalb sind Ratings mit Kennzahlen in der Lebensversicherung wichtig

Lebensversicherungen werden i.d.R. über lange Laufzeiten von 30 Jahren und mehr abgeschlossen. Ein Horrorszenarium für Kunden wäre, wenn nach 20, 30 oder 40 Jahren Beitragszahlung der Versicherer in finanzielle Schieflage gerät. In der Biometrie kommt hinzu: Ein Wechsel zu einem solventen Anbieter ist wegen des höheren Eintrittsalters deutlich teurer oder wegen eingetretener Gesundheitsbeschwerden vielleicht gar nicht mehr möglich.

Auch erfahrene Versicherer wissen nicht, wie sich Zinsen, Aktienkurse sowie Leistungsfälle und Kosten in den nächsten Jahrzehnten entwickeln werden. So können beispielsweise neue Krankheiten entstehen – wie aktuell Covid 19 – oder alte, als ausgerottet geltende Krankheiten wieder auftreten und verstärkt zu Kostensteigerungen führen. Auch die Berufsbilder ändern sich. Wer hätte bspw. vor 30 Jahren voraussagen können, dass sich psychische Erkrankungen zur Hauptursache von Berufsunfähigkeit entwickeln werden? All das spricht für die Notwendigkeit eines ausreichenden finanziellen Polsters.

Wie viel Leistung ein Vertrag zukünftig bringt, ist nicht bekannt. Welchen Versicherer es in 40 Jahren noch geben wird, auch nicht. Und jetzt die Katze im Sack kaufen? Das muss nicht sein.

Vergleiche von Kennzahlen können zwar weder Garantien für zukünftige Leistungen der Lebensversicherung noch die Existenz von Gesellschaften bieten. Vergleiche können aber Kennzahlen aus der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart sammeln, zu einer Bewertung verdichten und damit die bestmögliche Entscheidung für den Moment untermauern.

Relevanz von Kennzahlen steigt in Krisenzeiten 

Von einem Ende der Niedrigzinsphase kann man zwar träumen, davon auszugehen erscheint aber illusorisch. Gepaart mit der zunehmenden Digitalisierung bei steigendem Kostendruck, werden die Herausforderungen für die Branche auch noch durch die erste Pandemie seit über 100 Jahren drastisch verschärft.
Wer zeichnet noch Neugeschäft und wächst? Bei wem laufen die Kosten aus dem Ruder? Welcher Anbieter verfügt über ausreichende Reserven und Eigenmittel. Wie steht es um die Kapitalerträge?

In Zeiten wie diesen steigt die Relevanz von Vergleichen der Bilanz-Kennzahlen, vor allem für die Anbieter von Lebensversicherungen mit langfristig garantierten Leistungen.

Breites Kennzahlen-Spektrum bei der Lebensversicherung

Für eine angemessene Beurteilung eines Unternehmens ist es wichtig, mehrere Kennzahlen zu berücksichtigen. Denn jede Kennzahl hat Stärken und Schwächen und lässt oft mehr als nur eine Betrachtungsweise zu. Erst im Zusammenhang ergibt sich ein aussagekräftigeres Bild. Das aktuelle Bilanz-Rating der Lebensversicherung basiert auf einem Dutzend Kennzahlen und betrachtet sowohl sicherheits- als auch ertragsorientierte Aspekte.

Der zugrunde liegende map-report bietet zudem auf über 200 Seiten ausführliche Einblicke in die Geschäftsentwicklung und die Stabilität der Branche. Im Rahmen des integrierten Bilanzvergleichs stehen detaillierte Zusatzinformationen zur Kennzahleninterpretation zur Verfügung. Die öffentlich erhältlichen Geschäftsberichte werden für die Kennzahlen-Auswertung ebenso genutzt wie die Solvenzberichte und die Angaben zur Beteiligung der Versicherten an den Erträgen gemäß § 15 der Mindestzuführungsverordnung. Zwar agieren sämtliche Gesellschaften unter den gleichen Marktbedingungen; doch unterscheiden sie sich nicht nur hinsichtlich ihrer Finanzstärke, sondern eben auch in der Geschäftsstrategie, der Risikobereitschaft in den Produkten und der vertrieblichen Aufstellung. Weitere Informationen diesbezüglich veröffentlichen wir in den nächsten Tagen im map-report Nr. 917 „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2019“.

Ausblick für die Lebensversicherung

Vor allem die Lebensversicherer werden weiterhin vom Zinsumfeld gebeutelt. Das betrifft einerseits die Ertragsseite, weil das Zinsniveau kaum Kapitalanlageerträge abwirft. Zum anderen belasten die Aufwendungen, weil aufgrund der Garantieverpflichtungen die Zuführungen zur Zinszusatzreserve bei derart niedrigen Zinsen hoch bleiben.

Vieles spricht dafür, dass stabilisierende Maßnahmen weiterhin auf der Tagesordnung der Branche stehen werden. Auf Produktebene zeichnet sich eine gewisse Konsolidierung in der Lebensversicherung ab, auch wenn in einzelnen Tarifen mit immer neuen Variationen um Kunden geworben wird. Zudem ist von weiteren Unternehmenszusammenschlüssen auszugehen.

Traditionelle Garantien verlieren an Bedeutung und die klassische Brutto-Beitragsgarantie bröckelt auf breiter Front. Der Marktführer Allianz Leben geht hier nun einen entscheidenden Schritt voran und verabschiedet sich in der privaten Altersvorsorge weitgehend von der Beitragsgarantie von 100%. Ab 2021 will der Branchenprimus bei Neuverträgen des Produkts „Perspektive“ standardmäßig nur noch eine Garantie von mindestens 90 % der eingezahlten Beiträge anbieten. Bei anderen Produkten gibt es bereits variable Beitragsgarantien. Dieser eingeschlagene Weg der Allianz kommt in Zeiten ohne auskömmliches Zinsniveau nicht unerwartet und ist durchaus nachvollziehbar. Zudem dürfte Deutschlands größter Lebensversicherer reichlich Nachahmer finden.

Wenn Lebensversicherer das Kapitalanlage-Risiko auf ihre Kunden übertragen, kann das positiv auf die Bilanzergebnisse und damit auf die Krisenfestigkeit der Unternehmen wirken. Angesichts dauerhaft niedriger oder gar negativer Zinsen ist das womöglich auch aus Kundensicht die einzig gangbare Möglichkeit für finanzierbare Altersvorsorge.

Vermittlern und Maklern als Bindeglied zwischen Unternehmen und Verbrauchern kommt damit eine  besondere Bedeutung zu. Welches Angebot erfüllt die Erwartungshaltung und Risikotoleranz des Kunden? Können die Produkte einer Gesellschaft guten Gewissens verkauft werden, obwohl die Kennzahlen unterdurchschnittlich sind und die Solidität eingeschränkt zu sein scheint? Haftungsrechtlich verpflichtet zudem §60 VVG dazu, sich eine hinreichende Übersicht über den Markt und die Anbieter zu verschaffen. Verantwortungsvoll beraten auf der Grundlage solide recherchierter Informationen bleibt somit der Schlüssel für langfristigen Erfolg – auch und gerade in schwierigen Zeiten.  

 

Reinhard Klages

Reinhard Klages, map-report
Analyse
map-report

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