BU-Stabilität 2016 Teil 3 - So steht es um BU-Überschüsse und Finanzstärke der Versicherer
Finanzielle Einbußen durch das rückläufige Zinsniveau und fehlkalkulierte Risiken bedrohen die langfristige Konstanz der Netto-Prämien. Eine angemessene Risikokalkulation, stabile BU-Überschüsse und gute finanzielle Unternehmenskennzahlen sind daher wichtige Stabilitäts-Kriterien für Versicherer. Im letzten Teil unserer Reihe zu „BU-Stabilität 2016“ klären wir, wer die Besten in diesen Bereichen sind.
BU-Überschüsse konstant halten
BU-Überschüsse sind das Ergebnis einer vorsichtigen Kalkulation. Sie entstehen nur, wenn die BU-Leistung seltener in Anspruch genommen wird, als in den Risikoberechnungen projiziert wurde. Ist der Risikoverlauf schlechter als erwartet, kann dies zu einer Absenkung der Überschussbeteiligung führen. Daher sind Überschüsse auch nicht naturgegeben.
In unserer Studie mussten wir bei 13 Gesellschaften innerhalb unseres Beobachtungszeitraums der letzten zehn Jahre für mindestens einen Teilbestand eine Senkung des laufenden Überschusssatzes oder Bonus feststellen. Dies führte in unserer Studie zu einer Abwertung der Versicherer, da die Leidtragenden dieser Senkungen die Kunden sind. Ihr Beitrag steigt, ohne dass damit bessere Leistungen verbunden wären. Schwankungen der BU-Überschüsse als Ausgleichsmechanismus des Kalkulationssystems sind zwar nicht pauschal zu verurteilen. Dennoch ist die Senkung der Überschussätze ein Indikator dafür, dass die Kalkulation in der Vergangenheit nur teilweise aufgegangen ist.
Kompetenz beweisen
Ebenfalls in die Gesamtwertung des Bereichs „Stabilität“ eingegangen, sind die Ergebnisse des BU-Unternehmensratings von Franke und Bornberg – hier ebenfalls der Teilbereich Stabilität und Controlling. Seit Jahren schon untersuchen wir mit diesem Ratingverfahren die Professionalität von Versicherern im BU-Geschäft.
Neben einer Prüfung der Kundenorientierung sowie der Arbeitsprozesse vor Ort stehen Stabilität und Nachhaltigkeit der Geschäftsentwicklung im Fokus der Untersuchung. Das Verfahren ist einmalig am Markt. Die Prüfung der teilnehmenden Versicherer vor Ort erlaubt einen tiefen und verifizierten Einblick in deren Geschäftsprozesse.
Die Ergebnisse des BU-Unternehmensratings finden Sie hier!
Beste BU-Versicherer im Teilbereich Stabilität
Im Teilbereich Stabilität liegen folgende Versicherer vorne:
Finanzielle Stärke positiv
Der finanziellen Stärke eines Unternehmens kommt gerade jetzt für die langfristig erfolgreiche Geschäftsentwicklung eine entscheidende Bedeutung zu. Im Bereich „Finanzielle Stabilität“ konnten die meisten Versicherer dann auch punkten. Hier wurden vor allem Unternehmenskennzahlen bewertet. 18 Gesellschaften erreichten mindestens 75 Prozent, weitere 14 mindestens 70 Prozent der erreichbaren Gesamtpubktzahl. Ebenfalls positiv: kein einziges Unternehmen, für das Kennzahlen ausgewertet werden konnten, lag unterhalb der Schwelle von 50 Prozent.
Interessant gestalten sich die Einzelwerte. Die Eigenmittelquote beispielsweise, in die das Eigenkapital, die freie Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) sowie der Schlussüberschussanteilsfonds einfließen, betrug 2015 im Mittel 10,06 Prozent. 14 Versicher kamen auf mehr als zehn Prozent Eigenmittelquote und konnten sich damit als überdurchschnittlich qualifizieren. Die Bandbreite zwischen niedrigster und höchster Eigenmittelquote war gleichzeitig jedoch sehr hoch. So kam der schwächste Versicherer lediglich auf eine Quote von 4,75 Prozent, wohingegen der stärkste Versicherer stolze 44,11 Prozent vorweisen konnte.
Die Nettoverzinsung laut BaFin-Berechnungsmethode lag 2015 im Durchschnitt bei 4,05 Prozent. Auch hier gab es eine (nicht ganz so große) Bandbreite, die sich zwischen 2,6 bis 5,4 Prozent bewegte. Aber reicht die Nettoverzinsung auch für die deklarierten Zinsüberschüsse? Bei sechs Versicherern war das nicht der Fall. Der durchschnittliche Spread betrug 0,92 Prozentpunkte.
In der aktuellen Lage ist die Nettoverzinsung Sondereinflüssen ausgesetzt. Viele Unternehmen müssen in der aktuellen Niedrigzinsphase Kapitalanlagen verkaufen und Bewertungsreserven heben, um die Zinszusatzreserve als zusätzlichen Rückstellungstopf für langfristige Garantien zu füllen. Dies sorgt für einen Anstieg der Nettoverzinsung. Wir betrachten daher als Kennzahl zusätzlich die laufende Durchschnittsverzinsung, um den Anlageerfolg des Unternehmens zu messen.
Beste BU-Versicherer im Teilbereich Finanzstärke
Im Teilbereich Finanzstärke liegen folgende Versicherer vorne:
Fazit:
Beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung liegt der Fokus immer noch zu stark auf dem Preis als ausschlaggebendem Kriterium. Mit dem neuen Stabilitätsindex schaffen wir ein Gegengewicht zum Preiswettbewerb. Er beleuchtet die Lage der Versicherer aus verschiedenen Blickwinkeln und untersucht nicht nur den Status quo, sondern berücksichtigt auch Merkmale mit Wirkung auf die Zukunft.
Müsste ein Versicherer seine deklarierten BU-Überschüsse auf breiter Front senken und damit die Zahlbeiträge erhöhen, wäre die weitere Entwicklung absehbar. In der Privaten Krankenversicherung zeigt sich bereits, wie Vermittler und Kunden in diesen Fällen reagieren: mit gezielter Umdeckung gesunder Kunden. Mittel- bis langfristige Konsequenz sind Entmischung des Kollektivs und damit eine weitere Beschleunigung der Talfahrt.
Dieser Beitrag ist der 3. und letzte Teil einer Reihe zu unserer Studie zur „BU-Stabilität 2016“.
Den ersten Teil können Sie hier lesen: BU-Stabilität 2016 – Wie schneiden die Versicherer ab?
Den zweiten Teil finden Sie hier: BU-Stabilität 2016 – Die besten Versicherer im Bereich BU-Beitrag