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Private Cyberversicherungen – da war doch was

Es ist noch nicht so lange her, dass in den Innovationshubs der Versicherer die private Cyberversicherung als kleine, aber feine Neuerung entdeckt wurde. Seit Einführung der ersten Tarife vor zehn Jahren hat das Interesse an dem Produkt nachgelassen. Schon im ersten Rating von Franke und Bornberg im Jahr 2021 zeigte sich, dass die Entwicklung nicht besonders dynamisch ist. Das gilt bei der Analyse der Tarife auch drei Jahre später noch. 

Online-Konto gehackt? Computer vom Virus befallen? Sensible Daten gestohlen? Das ist nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Privatpersonen eine Horrorvorstellung. Doch angesichts der zunehmenden Cyberangriffe auf private Internetnutzer ist zu erwarten, dass die digitalen Risiken weiter zunehmen werden. In diesem Zusammenhang kann eine private Cyberversicherung eine wertvolle Absicherung bieten.

Grob gesprochen enthalten Cyberversicherungen Hilfe nach Vorfällen wie Datenklau (Phishing), Cybermobbing, Schadsoftware (Malware), Identitätsmissbrauch beim Online-Banking oder Betrug beim Online-Shopping. Zum finanziellen Schutz gehören beispielsweise die Übernahme von Kosten für die Wiederherstellung von Daten, die Reparatur von Geräten sowie Rechtsberatung. Darüber hinaus können sie Support bei Prävention und Krisenbewältigung bieten sowie Unterstützung bei der Wiederbeschaffung von Daten oder dem Löschen missbräuchlicher Websites leisten.

Was denken die Verbraucher über den Internetschutz?

In einem kürzlich erschienen Report des Rückversicherers Munich Re wird die wachsende Bedeutung von Cyberversicherungen für Privatpersonen angesichts der zunehmenden Cyberbedrohungen betont. In dem „Global Cyber Risk and Insurance Survey 2024“ heißt es, dass den Internetnutzern die Risiken mittlerweile bekannt seien und die Akzeptanz für private Cyberversicherung langsam, aber stetig steige. Zudem gebe es eine ausreichende Zahlungsbereitschaft für den Abschluss einer solchen Versicherung, teilweise seien die Umfrageteilnehmer bereit etwa 20 Euro im Monat zu bezahlen. Versicherungen in Deutschland sind in der Regel günstiger und bereits ab 5 Euro Monatsbeitrag zu bekommen.

Trotzdem hat sich der Internetschutz für Privatpersonen in Deutschland bislang nicht umfassend etabliert. Ein Blick auf die Produktlandschaft zeigt zudem, dass die Versicherer ihre Tarife nur wenig weiterentwickeln. Im Gegensatz dazu fordert Munich Re die Erstversicherer sogar nachdrücklich auf, innovativ zu bleiben und gezielte Aufklärungsarbeit zu leisten, um die bestehenden Lücken im Verständnis und in der Akzeptanz zu schließen.

Welche Daten gibt es zur privaten Cyberversicherung?

Begibt man sich auf die Suche nach Kennzahlen und Informationen zur Cyberversicherung wird man kaum fündig. So gibt es beispielsweise auch weiterhin keine GDV-Musterbedingungen. Der GDV stellt im Privatbereich lediglich Musterbausteine für Cyber-Assistance-Leistungen zur Verfügung. Eine Statistik zur Anzahl der Verträge führt der GDV nicht, entsprechende Daten werden erst gar nicht erhoben. Das liegt auch daran, dass die Entwicklung der privaten Cyberversicherungen sehr heterogen und daher nicht ohne weiteres einzuordnen ist. Einige Cyberelemente sind zudem in anderen Versicherungen - Assistance, Rechtsschutz, Haftpflicht, Hausrat – integriert. Folglich gibt es wenig aussagekräftige Kennzahlen zu den „Stand-Alone-Produkten“. 

Auf den Aspekt, dass mancher Cyberschutz bereits in gängigeren Versicherungsverträgen mit abgesichert ist, verweisen auch BaFin und Verbraucherschützer. Allerdings sollte der Deckungsumfang in diesen Verträgen sorgfältig geprüft werden, da Leistungen, Entschädigungssummen und die Anzahl der abgedeckten Vorfälle pro Jahr möglicherweise begrenzt sind. Zudem ist es wichtig, dass der Verbraucher einen Großteil der genannten Versicherungen auch tatsächlich besitzt – beispielsweise könnten Schadenersatzforderungen aufgrund unbemerkt weitergeleiteter Viren in der bestehenden Privathaftpflichtversicherung enthalten sein, während Phishing-Vorfälle nur in einer Hausratversicherung mitversichert wären – die aber in diesem Haushalt fehlt.

Wie gut schneiden die Tarife ab?

Deshalb und weil nun mal so gut wie alle Personen digital aktiv sind, lohnt es sich, einen Blick auf die private Cyberversicherungen und ihre Leistungen zu werfen. Eine Bewertung der am Markt angebotenen Tarife ist dabei - wie schon festgestellt - nicht ganz einfach. „Private Cyberversicherungen unterscheiden sich je nach Anbieter und Tarif deutlich,“ erklärt Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH, die seit der Erstveröffentlichung in 2021 ein Rating für private Cyberversicherungen führt. „Der Vergleich der Tarife ist schwierig, aber umso wichtiger ist eine objektive Bewertung. Nur so lässt sich die notwendige Transparenz schaffen“, stellt Franke heraus.

Im Rahmen des Ratings wurden insgesamt 20 Tarife von 15 Versicherern analysiert. Davon erreichten zehn Tarife die Bewertung FF+ („gut“). Weder ein „sehr gut“ (FFF) noch ein „hervorragend“ (FFF+) konnte vergeben werden. Lediglich die VGH Landschaftliche Brandkasse Hannover positioniert sich mit ihrem Cyberschutz und Cyber-Rechtsschutz knapp unterhalb der FFF-Bewertung. Als einer der wenigen Anbieter hat dieser öffentliche Versicherer kürzlich Neuerungen implementiert, darunter die Integration von Cyber-Präventionsmaßnahmen sowie psychologischer Beratung für Themen wie Spiel-, Handy- und Online-Sucht.

Die Bewertungen:

  • Zehn Tarife erreichten ein FF+ (gut)
  • Fünf Tarife erreichten ein FF (befriedigend)
  • Ein Tarif erreichte ein F (mangelhaft)
  • Vier Tarife errichten ein F- (ungenügend)

Anhand welcher Kriterien wurde untersucht?

Für das Rating wurden insgesamt 68 Detailkriterien festgelegt. Am stärksten gewichten die Analysten die Aspekte „Konto-/ Daten-/ Identitätsmissbrauch“, „Daten- und Geräterettung nach Cyber-Attacken“ sowie „Verlust bei Interneteinkäufen“. Um die Höchstbewertung FFF+ zu erreichen, wäre es etwa erforderlich, dass der Versicherungsschutz mindestens folgende Aspekte abdeckt: Pharming (Umleitung auf betrügerische Websites), Phishing und Skimming (Betrug im Zusammenhang mit Zahlungskarten) bis zu einer Leistungshöhe von mindestens 15.000 Euro. Dieselbe Summe müsste auch für Verluste aus betrugsbehafteten Interneteinkäufen oder -verkäufen gewährleistet sein. Neben weiteren Leistungen würde ein optimaler Tarif auch für die Verletzung urheberrechtlicher Bestimmungen im Internet aufkommen.

 

Was lässt sich daraus ableiten?

Insgesamt sind die Bestrebungen der Versicherer im Bereich der privaten Cyberversicherungen zurückhaltend. Viele Tarife weisen erhebliche Schwächen auf, wobei vier der untersuchten Tarife sogar mit einem klaren „ungenügend“ bewertet werden. Diese Schwächen äußern sich beispielsweise darin, dass der Missbrauch von Konten, Daten oder Identitäten nicht versichert ist oder dass zwar die Datenrettung abgedeckt wird, jedoch nicht die Wiederherstellung der Geräte. Darüber hinaus fehlen häufig auch umfassende Leistungen zur Cyber-Haftpflicht und Cyber-Rechtsschutz vollständig.

„Die Landschaft der privaten Cyberversicherungen bleibt nicht nur unübersichtlich, sondern wird von den Versicherern trotz steigender Risiken vernachlässigt“, erklärt Michael Franke abschließend. „Wir würden es begrüßen, wenn unser Rating zu neuen Standards führen und mehr Dynamik in den Internetschutz für private Nutzer bringen würde.“

Auf unserer Website finden Sie die Einzelergebnisse der privaten Cyberversicherung.

Christian Monke

Christian Monke
Ratings für Produkte und Unternehmen
Franke und Bornberg GmbH

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