Risikolebensversicherung: Mehr Verträge, kaum Fortschritte bei der Qualität
Kunden erwarten flexible Risikotarife, aber vielen Versicherern fehlt die Innovationsfreude. Welche Risikolebensversicherungen trotzdem überzeugen, zeigt das aktuelle Rating von Franke und Bornberg.
Hannover, 13. März 2025. Es geht bergauf mit der Risikolebensversicherung (RLV). Zum ersten Mal seit 2019 stehen die Zeichen wieder auf Wachstum. Das zeigt eine Analyse des Branchendienstes map-report für das Jahr 2023. Danach standen bei Lebensversicherern in Deutschland Ende 2023 insgesamt 9.885.952 RLV in den Büchern – gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs um 4,34 %.
Bei der Qualität hingegen herrscht Stillstand, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter der Franke und Bornberg GmbH: „Trotz der großen Verbreitung sehen wir bei den Versicherern in den letzten Jahren wenig Ehrgeiz, den gestiegenen Erwartungen von Verbrauchern gerecht zu werden.“ Die Assekuranz wirke erstaunlich ambitionslos, so Franke. Viele Versicherer hätten noch nicht einmal den neuen Höchstrechnungszins von 1 % als Anlass für Tarifänderungen genutzt. Auch hier zeige sich das mangelnde Engagement der Branche, so Franke.
Warum ist Flexibilität in der Risikolebensversicherung wichtig?
Wer eine Risikolebensversicherung abschließt, denkt vor allem an andere. Es gilt, Hinterbliebene zu versorgen, gegenseitige Ansprüche abzusichern oder Kreditgeber über den Tod hinaus zu bedienen. Doch nicht alles im Leben ist planbar. Deshalb kommen flexible Optionen wie Nachversicherungsgarantien dem Wunsch vieler Kunden entgegen. Diese versprechen mehr Schutz ohne Gesundheitsprüfung – bei Anlässen wie Heirat, Geburt oder Adoption eines Kindes ebenso wie bei Existenzgründung oder Gehaltsplus. „Je flexibler eine Risikoversicherung, umso besser schützt sie in jeder Lebensphase“, erläutert Michael Franke.
Allerdings bewertet Franke und Bornberg Nachversicherungsoptionen ohne Gesundheitsprüfung nicht uneingeschränkt positiv: „Versicherte mit gesundheitlichen Problemen nutzen diese Angebote stärker als gesunde Altersgenossen“, weiß Michael Franke. Damit steige die Wahrscheinlichkeit für mehr risikoreiche Verträge im Bestand. Versicherer müssten bei Nachversicherungsgarantien stets Augenmaß beweisen.
Was kostet eine Risikolebensversicherung?
Im Durchschnitt hat der neue Rechnungszins die Prämie bei gleicher Versicherungssumme um ca. 4 % gesenkt, brutto wie netto. Aussagen zum Preis sind allerdings schwierig, denn die meisten Gesellschaften haben traditionell mindestens ein preisaggressives Basis-Produkt sowie ein höherpreisiges Top-Produkt im Programm. Einige Anbieter bedienen den Hang zur Mitte mit einem weiteren Produkt, das sich beim Preis und in den Leistungen zwischen Basis- und Top-Produkt bewegt. Über die gesamte Breite des Marktes reicht die Spanne aktuell von 58,89 bis 294,49 EUR im Jahr (Beispiel Bankkaufmann, 100.000 EUR Versicherungssumme, Endalter 67, Nichtraucher).
Die besten Risikolebensversicherungen 2025
Franke und Bornberg definiert in diesem Jahr anspruchsvollere Benchmarks für die maximale Punktzahl. Das betrifft den Umgang mit kurzfristigen Zahlungsschwierigkeiten ebenso wie noch flexiblere Nachversicherungsoptionen. Neu im Kriterienkatalog ist die Nachversicherungsgarantie bei Kauf oder Finanzierung einer Immobilie. Gestrichen wurde hingegen die Überprüfung des Nichtraucherstatus während der Laufzeit.
Für das Rating RLV 2025 hat Franke und Bornberg 103 Tarife und Tarifvarianten von 56 Gesellschaften nach 36 Kriterien untersucht. Mit 28 Produkten (27,2 %) wächst die Spitzengruppe im Vergleich zum Vorjahr nur leicht. Die zweithöchste Bewertung FFF „sehr gut“ erreichen gerade einmal 13 Tarife (12,8 %). Knapp die Hälfte aller Produkte werden mit FF+ „gut“ bewertet. Befriedigend oder schlechter ist fast jeder fünfte Tarif.
Nur 20 Versicherer haben mindestens ein hervorragendes Produkt im Angebot. Die Bestnote FFF+ erreichen für einen oder mehrere Tarife (alphabetische Reihenfolge):
- Allianz
- Baloise
- Bayern-Versicherung
- Continentale
- CosmosDirekt
- Credit Life
- Delta Direkt
- Dialog
- Die Dortmunder
- Europa
- Hannoversche
- HUK-Coburg
- HUK 24
- Ideal
- LV 1871
- Provinzial
- Signal Iduna
- VPV
- Versicherer im Raum der Kirchen
- Zurich
Viele gute Tarife verfehlen eine Top-Bewertung, weil sie Mindestkriterien der beiden höchsten Bewertungsstufen nicht erfüllen, erläutert Philipp Wedekind, Leiter Ratings Vorsorge und Nachhaltigkeit bei Franke und Bornberg. „Ohne kundenfreundliche Verlängerungsoptionen schafft es ein Tarif bei uns nicht an die Spitze. Ist etwa die Hypothek noch nicht getilgt oder wohnen unterhaltsberechtigte Kinder noch im elterlichen Haushalt, muss ein Top-Tarif eine längere Laufzeit erlauben.“ Die vorgezogene Todesfallleistung sei ein weiterer Mindeststandard. Diese garantiere die Zahlung der Versicherungssumme bereits für den Fall, dass eine Lebenserwartung von weniger als zwölf Monaten diagnostiziert werde, so Wedekind.
Fazit und Ausblick
Risikolebensversicherungen bieten ein solides Niveau, aber zu wenige Spitzenergebnisse. Der erwartete Qualitätsschub als Folge des neuen Rechnungszinses ist bislang ausgeblieben. Fast die Hälfte aller Tarife scheitern noch immer an den Noten FFF+ und FFF, weil es ihnen an Flexibilität mangelt.
„Die steigende Nachfrage bei Immobilien wird das Geschäft mit Risikolebensversicherungen weiter beflügeln. Versicherer sind gut beraten, sich eine gute Ausgangsposition für den zu erwartenden Qualitätswettbewerb zu schaffen“, zeigt sich Michael Franke überzeugt.
Das vollständige Rating auf Tarifebene sowie die Bewertungsrichtlinien veröffentlicht Franke und Bornberg unter diesem Link. Die aktuelle Ratingübersicht liefert stets eine Zeitpunktbetrachtung. Neu hinzukommende Tarife und Änderungen werden laufend aktualisiert.